Psychotherapie sitzung zu zweit, modern, fotorealistisch, unscharf, rücken zugewendet, ohne gesichter.

Suchttherapie Teil 3

Bei der psychoanalytisch-interaktionellen Therapie stehen die Interaktionen Patient – Therapeut im Fokus der Aufmerksamkeit. Diese sind auf der Seite des Patienten durch die Bemühung um Freimütigkeit (Regel der freien Interaktion) bestimmt. Auf der Seite des Therapeuten werden die Interaktionen unter Beachtung der eigenen spontanen Gefühlsantworten und Assoziationen gestaltet. Dabei ist zu unterscheiden nach primärer Übertragung (auf den Therapeuten), nach Gegenübertragung (auf die Übertragung des Patienten) und nach konfliktfreiem Erleben. Die Aufmerksamkeit des Therapeuten wird auf die interaktionellen Schicksale der beiderseitigen Äußerungen gerichtet. Die Struktur des Dialogs beruht entweder auf einseitiger Abstimmung (Therapeut), auf wechselseitiger Abstimmung, in der durch Austausch Verstehen gefördert wird, oder sie ist durch Brüche gekennzeichnet, die durch den Patienten und gelegentlich auch den Therapeuten verursacht werden (Heigl-Evers, 1997).

Im Dialog mit basal gestörten Patienten kommen Dialogbrüche als Ausdruck und als Auswirkung z. B. nur unzulänglich verlaufender Abstimmungs- und Einstimmungsprozesse in der frühen Mutter-Kind-Dyade immer wieder vor. Sie sind sorgfältig zu erfassen und therapeutisch zu beeinflussen, da sich an diesen Bruchstellen die „strategische Konzeption“ des Patienten manifestiert, d. h. die Art und Weise, in der er aufgrund seiner strukturellen Vorgegebenheiten eine (pathologische) Strategie notdürftiger Bewältigung innerer und äußerer Realität entwickelt hat.

Dialogbrüche können nach wie folgt zustande kommen (Heigl-Evers, 1997):

  • Eine wohlwollende kritische Äußerung des Therapeuten wird vom Patienten als Verurteilung, als entwertende Kritik, als Kränkung erlebt. Sie wird für ihn unerträglich und deshalb mit „Spießumdrehen“ (Schuldverschiebung nach außen und Identifizierung mit dem Angreifer) beantwortet. Auf diese Weise wird die Auseinandersetzung mit der von dem Therapeuten eingebrachten Kritik abgebrochen.
  • Eine von dem Patienten als Enttäuschung erlebte Äußerung des von ihm idealisierten Therapeuten wird durch brüsken Themenwechsel beantwortet, weil sonst ein Umschlag von der Idealisierung in die Entwertung des Therapeuten zu befürchten wäre.
  • Ein Dialogbruch kann auch durch eine plötzlich auftretende psychosomatische Regulationsstörung zustande kommen, so etwa durch ein aufkommendes Schwindelgefühl. Oder auch durch einen plötzlichen Spannungsabfall, der sich in einer muskulären Erschlaffung (Körperhaltung), in einem Tonlos-werden der Stimme äußern kann oder auch durch starke motorische Unruhe. In jedem Fall ist im subjektiven Erleben des Patienten die Fortführung des Dialogs, des Austauschprozesses plötzlich zu gefährlich geworden, und zwar häufig durch das Erleben zu großer Nähe oder auch zu großer Distanz zu dem dann unerreichbar erscheinenden Objekt.

Die Aufmerksamkeit bei der Anwendung der psychoanalytisch-interaktionellen Psychotherapie gilt einem Interaktionsprozess, der von seiten des Patienten durch Herstellung einer bestimmten Objektbeziehung (Teilobjektbeziehung) zum Therapeuten gekennzeichnet ist, deren Regulationsfunktion es zu verstehen gilt. Kommt es in der Therapie zu einem der zuvor beschriebenen oder anderen Dialogbruch, so ist damit ein aktuell verstärkter Regulierungsnotstand signalisiert. Natürlich ist in diesen Situationen auch zu prüfen, ob der Therapeut nicht die Toleranzgrenze des Patienten überschritten hat.

Die bei dieser Therapie eingesetzten Techniken beruhen auf (Heigl-Evers, 1977):

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  • dem Prinzip der authentischen Antwort des Therapeuten,
  • dem Prinzip der Übernahme der Hilfs-Ich-Funktion,
  • dem Umgang mit dem affektiven Erleben des Patienten,
    • Affektidentifizierung
    • Affektklarifizierung bzw. Kontextklarifizierung

Die Antwort soll dem Patienten vermitteln, was sein durch Ich- und Überich-Funktionsdefizite bestimmtes Verhalten beim anderen bewirkt, was es dem anderen tut. Sie soll ferner zeigen, dass und wie sich der Therapeut als Realperson von dem auf ihn übertragenen Teilobjekt unterscheidet. Sie soll dem Patienten auch deutlich machen, dass sich der Therapeut vor einem unzumutbaren Umgang mit seiner Person, der dem übertragenen Teilobjekt zugedacht ist, zu schützen weiß.

Das Hilfs-Ich Therapeut setzt Verhaltensweisen (Ich-Funktionen) ein, die dem Patienten aufgrund der Auswirkungen der bei ihm dominierenden Teilobjektbeziehung deshalb nicht verfügbar sind, weil sie die Aufrechterhaltung dieser Beziehung stören würden.Der therapeutische Umgang mit der Art und Weise des Affekterlebens des Patienten, soll ihm dazu verhelfen, Ausfälle und Hypertrophien der Komponenten seines Affektsytems und deren Auswirkungen auf die Beziehungsregulierung, die Informationsverarbeitung und die Selbstreflexion zu erfassen.